Im Winter ging ich mit einem Bekannten – Typ Führungsfigur – zum Heli-Skifahren. Bei diesem Tiefschnee-Abenteuer geht es zügig bergab durch unbekanntes bewaldetes Terrain. Die einzige Orientierung ist der Guide, der die Route vorgibt.
Unser Guide gab uns Folgendes mit auf den Weg: „ Achten Sie auf die Bäume – und fahren Sie nicht links.“ Dann setzte er sich mit einem eleganten Schwung in Bewegung – und fuhr ausgerechnet nach links!
Was tun? Wir entschieden uns, nach rechts zu fahren und landeten prompt in einer Rinne, die haarscharf durch die Bäume führte. Wir konnten nicht bremsen.
Und was tat mein Begleiter? Er rastete komplett aus! „So eine scheiße, wo hast du denn diesen miesen Guide aufgetrieben? Den verklage ich, wenn wir hier wieder einigermaßen heil rauskommen.“ Er konnte den immensen Druck in dieser Situation einfach nicht aushalten. Und das geht nicht nur ihm so.
Der Kessel kocht über
Solche Situationen erlebe ich auch oft in Unternehmen mit Mitarbeitern, die besonderen Stresssituationen ausgesetzt sind. Speziell manche Führungskräfte haben sich dann nicht mehr unter Kontrolle. Sie können den Druck nicht aushalten, reagieren statt zu agieren. Die Fassade fällt – und hervor tritt ihre wenig kultivierte Seite. Doch von ihren Mitarbeitern erwarten sie das Gegenteil, nämlich jederzeit souverän zu handeln.
„Wir wollen den Wandel, aber schnell!“ Haben Sie diese Ansage auch schon mal bei Ihrem Team gemacht? Geduld ist eine Tugend, die viele Führungskräfte nicht haben. Kaum dass sie den Transformationsprozess in ihrem Team gestartet haben, wollen sie auch schon Ergebnisse sehen. Die Mitarbeiter sollen bei aller Eile aber Bitteschön überlegt handeln und keine Risiken eingehen. Nicht dass noch ein Verlust rausspringt. Dabei übersehen sie, dass sich beides widerspricht. Ein überhasteter Prozess ist immer ein Risiko – mit hohem Potenzial zum Scheitern.
Den Druck im Gepäck
Wenn Sie aber nur auf die Tube drücken und Druck auf Ihre Mitarbeiter ausüben, gefährden Sie den Erfolg. Dieses ständige Pushen führt nicht zur Weiterentwicklung, sondern zurück in die Vergangenheit. Zu den alten Mechanismen, die schon immer funktioniert haben, jetzt aber nichts mehr bewegen.
Die Fähigkeit, unter Druck Leistung abzuliefern, haben nur wenige. Die anderen drohen zu zerbrechen. Für sie ist es, als würden sie einen steilen Bergweg hochlaufen – mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken. Persönlich vom Chef aufgehängt, der erwartet, dass sie den Weg damit trotzdem schneller und besser zurücklegen.
Transformation mit Bedacht
Wenn Sie aber als Führungskraft auf diese Weise agieren, ziehen Sie Ihre Mitarbeiter nicht mehr mit. Wenn Sie nur den Druck runterbrechen, anstatt Ihre Mitarbeiter zu befähigen, dann wird Ihr Projekt nicht im Erfolg münden. Zumal, wenn Sie selbst dem Druck mehr schlecht als recht standhalten können.
Transformationsprozesse bedeuten eine konstante Arbeit von allen Seiten. Prozesse, die mit Bedacht vorangetrieben werden. Und mit Motivation statt mit Hochdruck. Dann werden Sie dafür belohnt – mit zufriedenen Mitarbeitern und einem nachhaltigen Wandel. Auch wenn die Belohnung manchmal auf sich warten lässt …