Rock ’n’ Roll. Oder wenn eher das Ihre musikalische Vorliebe ist: Da geht der Punk ab. Der Rhythmus, den uns die Krisen vorgeben, wird härter. Schneller. Stampfender. Der Druck auf die Unternehmen und auf die Menschen steigt.
Und etwas ganz Entscheidendes zeigt sich im Moment auf persönlicher Ebene ganz dramatisch: Führungskräfte brechen ein. „Bin ich noch der Richtige an der richtigen Stelle? Markus, ich schaffe es offenbar nicht, das zu tun, was ich tun müsste: Menschen zu führen!“
Eine Besorgnis erregende Entwicklung. Eine Entwicklung, die mich aber, wie ich Ihnen auf keinen Fall verschweigen möchte, auch mit Zuversicht erfüllt. Denn Führungskräfte, die so sprechen, spüren, dass es vorbei ist mit ihrer Zeit des heldenhaften Führens. Sie spüren, dass ein anderer Stil des Leaderships der Schlüssel für die Zukunft ist.
Ein Grundrauschen von Unsicherheit
Im Moment spüre ich bei vielen Menschen eine gewisse Dünnhäutigkeit, ein Grundrauschen von Unsicherheit und Belastung, das leider oft auch den Ton in unseren Unternehmen und in unserer Gesellschaft angibt.
Die Menschen fühlen sich unter Druck, sie haben Zukunftsangst, und diesen Druck geben sie dann oft auch weiter. Eine Situation, in der schnell nach Helden gerufen wird. Nach jemandem, an den ich meine Macht abtreten kann, damit er mir die Angst nimmt. Nach jemanden, der nicht so schwach ist, wie ich mich selbst fühle. Jemandem, der für mich entscheidet.
Aber: eine solche Sehnsucht nach, ein solches Verständnis von Führung führt zu nichts Gutem. Das löst nicht unsere Probleme, das macht uns nicht stärker, sondern im Gegenteil: Das schwächt uns.
Leadership versus Held
Schwäche zeigen in Führungspositionen ist schwierig. Ein Alphatier gesteht keine Fehler ein. Eine Führungspersönlichkeit agiert heldenhaft, das heisst als ein Einzelkämpfer, dem die anderen folgen können. Weil er genau das ausstrahlt: ,Der weiss, wo es langgeht, und der wird es schon für alle richten!’
Ich denke allerdings: Einer alleine wird es nicht mehr richten. Die Komplexität der Probleme und Herausforderungen, die mit ihrem stetig anschwellenden Rhythmus uns vor sich hertreiben, ist zu gross. Es ist für eine Person allein nicht mehr möglich, die Lösungen zu finden.
Wenn der Markt komplex ist, dann können Sie dem nicht mit einfachen Methoden begegnen. Wenn die Probleme in unserer Gesellschaft so komplex sind, dann sind einfache Lösungen vielleicht attraktiv, aber eben nicht die Lösung.
Die Zukunft gehört nicht mehr den Helden in Führungspositionen. Denn einer allein ist immer „zu einfach gestrickt“. Sie gehört Persönlichkeiten, die Leadership auf eine souveräner Weise leben – das bedeutet unter anderem im Austausch und in der Zusammenarbeit mit anderen souveränen Persönlichkeiten. Wir sollten also aufhören, Heldengeschichte zu erzählen …
Die Fassade ist gefallen
Insofern sehe ich in dem Eingeständnis („Ich komme mit meiner Art und Weise zu führen, nicht mehr weiter!“) ein positives Beispiel für eine Veränderung des Leaderships in Unternehmen und Gesellschaft: „Okay, ich gebe es ja ungern zu. Aber meine Zeit als Held ist vorbei. Was machen wir jetzt?“
Die Fassade ist gefallen. Und wenn Menschen sich hinterfragen, dann kann etwas Neues entstehen. Und mit Blick auf das Leadership brauchen wir dringend einen neuen Ansatz.
Das Leadership, das für mich ein wesentlicher Schlüssel für die Zukunft ist, aktiviert Menschen. Es entscheidet nicht, es ermöglicht Menschen selbstverantwortlich zu agieren und ihre Möglichkeiten auszuschöpfen.
Leadership ist immer Umgang mit Menschen. Deswegen braucht Leadership mehr als Managementfähigkeiten, Leadership braucht Persönlichkeiten, die mit sich im Reinen sind. Die überlegt und überlegen handeln können, weil sie verstehen, wie wichtig Austausch und Teamwork ist, weil Sie eben das können: Den Menschen den Raum geben, in dem sie sich zeigen, in dem sie sich entwickeln und verantwortlich handeln können.
Je mehr solche souveränen Persönlichkeiten wir haben, je mehr solche Räume entstehen, umso mehr Chancen haben wir für eine erfolgreiche und lebenswerte Zukunft.
Ihr Markus Hotz