Die aktuell in unserer Gesellschaft herrschende Kultur legt es nicht auf Sicherheit an: Im Gegenteil. Mein Eindruck ist, dass Auseinandersetzungen forciert werden: Gegensätze werden verstärkt, der Fokus liegt auf „entweder – oder“ in immer neuen Konstellationen. Erst getriggert durch Corona. Dann durch den Ukraine-Krieg. Morgen dann …
Ein Ausgleich, eine Ausgewogenheit, scheint mir nicht gewollt zu sein. Das wachsende Gefühl der Unsicherheit wird bei den Menschen billigend in Kauf genommen, oft wird Angst geschürt. Die Angstkultur, die so entsteht, bereitet den Boden für Führungskonzepte, die nicht mehr demokratisch sind und eine Mitbestimmung auf Augenhöhe vorsehen.
Ich wünsche mir hierzu ein Gegengewicht, eine Gegenströmung, die Wert auf Wertschätzung und eine andere Kultur des Umgangs miteinander legt – und ich denke, Unternehmer können an dieser Stelle sehr einflussreich und positiv wirken.
Unternehmen als sicherer Raum
Ich plädiere dafür, dass Unternehmer sich in ihrem Einflussbereich um eine Kultur der Sicherheit bemühen: Ein sicheres Umfeld, in dem Austausch und Offenheit möglich ist.
Das Bild, welches ich hier vor Augen habe, ist das meiner Familie: Ein Umfeld, in dem die Persönlichkeit wertgeschätzt wird. In dem alle so sein können, wie sie sind, und gleichzeitig eine Feedback-Kultur herrscht, die unterschiedliche Meinungen zulässt und auf ehrlicher Rückmeldung basiert.
Unternehmen sollten ein Betriebssystem haben, das auf Kollaboration ausgelegt ist.
Ein solches Betriebssystem wird in Zukunft erfolgreicher sein als das klassisch tayloristische System mit seinen ausgeprägten Hierarchien und einer Haltung, die auf Kampf und „Command and control“ beruht.
Ein Betriebssystem, das auf Kooperation beruht, ist für unsere Gesellschaft verantwortungsvoller: Denn Sie verbringen so viel Zeit auf der Arbeit. Wenn dort eine Kultur der Sicherheit vorliegt, wenn sich viele Menschen auf Arbeit, in ihrem Unternehmen, ihrem Betrieb, sicher und wohlfühlen, dann macht das was mit uns allen, dann strahlt das aus.
So schaffen wir ein Umfeld, in denen die Menschen Mut fassen können – und die Angstkultur nicht auf fruchtbaren Boden fällt.
Unternehmer als Vorbild
Eine solche Kultur der Sicherheit in Unternehmen braucht Unternehmer, die den Rollen von Führungskräften ein neues Gesicht verleihen.
Führungskräfte sind dann Ermöglicher, sie empowern, sie sind keine Entscheider mehr, sondern Hürdenwegräumer und gleichzeitig auch Hürdenaufbauer, um die Menschen zu fördern und zu fordern.
Sie sorgen für die Rahmenbedingungen, in denen Menschen ohne Angst lernen und wirken können. Sie moderieren Prozesse, brauchen nicht mehr allwissend sein.
Eine solcher Ansatz geht vielen Unternehmern und Führungskräften sicherlich ans Ego: Bedeutet er doch, Leute aufzubauen, die besser sind als sie selbst. Bedeutet er doch, dass Titel und Positionen gegenüber einer natürlichen Autorität an Boden verlieren.
Aber ich denke, das ist der Weg zu mehr Erfolg und zu einem Unternehmertum, das Sinn macht und für Sie persönlich auch erfüllend ist: Indem Sie als Vorbild vorangehen, um in Ihrem Einflussbereich eine Kultur der Sicherheit zu ermöglichen, ermöglichen Sie sich selbst genau das: Auch für Sie als Unternehmer und Führungskraft bedeutet eine solche Kultur der Sicherheit mehr persönliche Sicherheit, ein Umfeld, in dem Sie sich ebenfalls wohlfühlen können. Und ein solches Umfeld macht vieles möglich. Es ermöglicht Ihnen, uns allen, dass wir vorankommen. Eine Kultur der Sicherheit schafft es, dass wir eine Zukunft haben, in der wir gut zusammen leben können.
Ihr Markus Hotz