Keine fixen Regeln, keine kompromisslosen Anweisungen und keine strikten Hierarchien – das perfekte Unternehmen, in dem Arbeiten wieder richtig Spass macht. So sieht sicherlich die Traumvorstellung vieler Arbeitnehmer aus.
Wieso dann nicht einfach ein Unternehmen gründen, in dem es keinen Chef gibt? Eines, in dem die Führungsetage unbesetzt bleibt, weil alle Mitarbeiter das gleiche Mitspracherecht haben?
Ganz simpel: Weil ein kopfloses Unternehmen nicht funktionieren kann!
Ein Unternehmen ohne Chef erfolgreicher?
Bei vielen von Ihnen wird nun ein grosses Fragezeichen vor dem inneren Auge erscheinen. Schliesslich sind doch vor allem die Mitarbeiter für den unternehmerischen Erfolg verantwortlich. Deshalb müsste rein hypothetisch auch ohne eine Person im Chefsessel eine Organisation erfolgreich sein können. Wenn nicht sogar erfolgreicher … Schliesslich sehnen sich viele Mitarbeiter nach mehr Eigenverantwortung und Freiraum, die sie dank kontrollaffinem Chef nicht wirklich ausleben können.
Umso verlockender hört sich natürlich solch ein Unternehmen – geprägt von einem Hauch Anarchie – im ersten Moment an: Jeder hat das gleiche Recht und alles wird gemeinsam entschieden.
Der perfekte Mitarbeiter
Doch aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass ein Unternehmen ohne jegliche Leadership nicht erfolgreich sein kann. Denn die notwendigen Voraussetzungen dafür sind schlichtweg zu komplex.
- Alle Mitarbeiter – ohne Ausnahme – müssten intrinsisch motiviert sein und selbstbestimmt sowie eigenverantwortlich handeln können.
- Jeder müsste bereit sein, sich mehr als üblich für das Unternehmen einzusetzen.
- Jedes Unternehmensmitglied müsste zudem seine Kompetenzen und seine Verantwortung bis ins kleinste Detail kennen. So kann jede Person ihre Aufgaben und die Ziele des Unternehmens überblicken und die internen Zusammenhänge identifizieren.
Nur unter diesen Bedingungen könnte eine kopflose Organisation erfolgreich sein. Als Unternehmer weiss ich jedoch, dass nicht jeder Mitarbeiter diese Basis mitbringt.
Kein Körper ohne Kopf
Verwunderlich ist das für mich jedoch nicht. Es liegt in unserer Erziehung, dass wir Menschen Gleichmacherei nicht präferieren und stattdessen hierarchiegetrieben sind. Das Regelwerk und die Struktur der Schule ist einfach nicht optimal dafür ausgelegt, notweniges Potenzial für ein kopfloses Unternehmen zu entwickeln. Denken Sie nur mal an den Sportunterricht in der Schule zurück. Schon bei der Wahl der Fussballmannschaft bildeten Sie eine Rangordnung.
Und das finde ich sogar gut so. Denn ich habe in meinem Leben schon einige Teams geführt und habe dabei immer wieder eine Sache festgestellt: An irgendeinem Zeitpunkt in einem Arbeitsprozess ist ein Lead notwendig. Jemand, der die Hauptverantwortung trägt, wenn etwas schief läuft. Eine übergeordnete Instanz, die strategische Entscheidungen trifft und gegebenenfalls Kursveränderungen vornimmt.
So wie bei einem Kopf auf dem menschlichen Körper: Ohne ihn würden die Gliedmaßen doch auch nicht das tun, was sie sollen. Deshalb ist ein Unternehmen in meinen Augen erst dann erfolgreich, wenn auch der Lead stimmt.