„Schiessen Sie gerne los … Aber ich bin beratungsresistent.“ So wurde ich einmal von einer Geschäftsleitung empfangen, der ich meine Ideen präsentieren sollte. Nach diesem Satz hätte ich den Termin direkt beenden sollen. „Alles klar, dann können wir uns die Zeit sparen, danke für die Einladung und auf Wiedersehen.“
Ein anderes Mal wurde ich von einem Geschäftsführer versetzt. Absichtlich. Weil er wollte, dass ich mich um ein erneutes Treffen „bemühe“.
Für mich zeigt ein solches Verhalten nur eines: ein großes Ego. Ein Ego, dem ich aber genau deswegen nicht einfach „Auf Wiedersehen“ sage, weil es auf eine Weise gross ist, dass es zu einem Problem für die Unternehmen wird, denen ich zur Seite stehe.
Weil dieses grosse Ego vor allem eines torpediert: den eigenen Unternehmenserfolg.
Machtkämpfe oder Unternehmenserfolg in Führung?
Als Führungskraft müssen Sie sich behaupten. Und das ist völlig in Ordnung: sich zu zeigen, selbstbewusst aufzutreten. Aber gerade, weil dieses gut ausgeprägte Ego in vielen Unternehmen scheinbar eine Voraussetzung für die Führungsetage ist, findet dort ein regelrechter Kampf unter Alphatieren statt.
„Tut mir leid, auf dieser Basis können wir keine Businesstransformation starten,“ erklärte ich vor einigen Jahren der Unternehmensleitung eines potenziellen neuen Kunden. Die internen Konkurrenzkämpfe torpedierten den Start unseres gemeinsamen Projekts. Viel Ego, viel Machtspielchen, wenig Kooperation. Viel zu oft geht immer noch das Machtverlangen in Führung – und nicht der Blick auf das Wohl aller.
Dabei ist die Kommunikationsbereitschaft und das Zurückstecken des Egos entscheidend für den Businesserfolg. Denn dadurch zeichnet sich wahre Führungsstärke aus: Es geht nicht um das Markieren eines eigenen Herrschaftsbereichs, sondern um das Kooperieren um der Sache wegen! Denn nur so gelangen Sie zu den bestmöglichen Lösungen für Ihr Unternehmen. Als Team mit einem gemeinsamen Ziel.
Mindshift: von der Competition zur Kooperation!
Diesen Mindshift muss meines Erachtens jedes Unternehmen, das sich für die Zukunft gut und sicherer aufstellen will, hinlegen. Die Zeiten der top-down-Führung sind vorbei. Gute Führung muss nicht laut, sondern vor allem klar sein: In welche Richtung wollen Sie als Team gemeinsam gehen?
Kooperation statt Competition ist angesagt!
Das erlebe ich immer wieder in den Verwaltungsräten, in die ich berufen wurde. Auch hier ist Führung in Form eines Präsidenten wichtig. Aber nicht, weil der Präsident seine Machtposition ausspielt, sein Wort das letzte ist und er coole Mandate reinholt, um zu prahlen. Sondern vielmehr – so sehe ich das jedenfalls –, weil der Präsident die Rolle eines Moderators einnimmt. Die Gremien so zusammenstellt, dass eben jeder zu Wort kommt. Weil es nicht ums Trophäen sammeln geht, sondern darum, die richtigen Leute an einem Tisch zu versammeln, immer im Hinblick auf: „Wie schaffe ich Mehrwert?“
Dieser Fokus wird in vielen Führungsposten, so habe ich den Eindruck, ausser Acht gelassen. Die einen sprechen, um etwas zu sagen, die anderen, um etwas gesagt zu haben. Ich finde, jeder sollte nur etwas sagen, wenn er etwas zu sagen hat. Und in der restlichen Zeit – unabhängig der eigenen Position – auch einfach mal zuhören. Kooperieren. Zusammenarbeiten. Um das Unternehmen anstelle des eigenen Egos in den Vordergrund zu stellen.
Ihr Markus Hotz