Es ist keine ganz neue Erkenntnis: Schon vor ein paar Jahren zeigte sich in einer Studie der Credit Suisse, dass Familienunternehmen in schwierigen Zeiten innovativer und anpassungsfähiger sind. Und der Grund dafür liegt meiner Meinung nach im Mindset dieser Unternehmen, in den Werten, die in der Leitung dieser Unternehmen gelebt werden. In dem, was hier unter Leistungskultur verstanden wird.
Leistung ist mehr als Gewinn machen
Familiengeführte Unternehmen denken in Generationen. Sie wollen wertschöpfend sein und Gewinn machen – selbstverständlich. Aber dieser Gewinn soll einzahlen auf die Zukunft des Unternehmens. Gewinn bringt für sie immer auch Verantwortung mit sich. Es geht den Inhabern nicht darum, möglichst schnell möglichst viel Geld zu machen, darum, der Gewinner des Spiels zu sein, sondern darum, im Spiel zu bleiben, langfristig und nachhaltig (siehe dazu auch meinen Blogbeitrag „Welches Spiel macht Sie zu Gewinnern? Zukunft braucht Balance!“). So, dass auch die nachfolgende Generation noch mitspielen kann. Geld ist toll – aber nicht das Ziel.
Die Leader in diesen Unternehmen haben – vielleicht schon über Generationen – gelernt, sich nicht einfach nur zu bereichern, wenn es gerade gut läuft. Sondern in die Zukunft zu investieren. Vorausschauend mit dem Gewinn umzugehen. Sie wissen aus Erfahrung: Es kommen auch wieder schwierigere Zeiten – und bilden dafür Ressourcen.
Unabhängigkeit macht stolz
Und es spielt auch eine gesunde Portion Stolz in diesem Mindset mit. Der Stolz darauf, von den Banken unabhängig zu sein. Darauf, nicht jedes Jahr bei der Diskussion um die Verlängerung der Kreditlinie ‚die Hosen runterlassen‘ zu müssen, sich von der Bank in die eigene Unternehmensausrichtung reinreden lassen zu müssen. Der Stolz darauf, eigene Ressourcen zu haben, wenn schwierigere Zeiten kommen oder wenn sie eine Investition tätigen wollen. Dann entscheiden sie ganz allein, welchen Weg sie einschlagen wollen.
Das klingt vielleicht alles ein bisschen konservativ bis altmodisch. Und ja, da bin ich gerne altmodisch … Weil ich diese altmodische Kultur, sein Business anzugehen, als radikal und progressiv ansehe. Radikal in dem Sinn, dass das es die Wurzeln dessen geht, was guten und erfolgreichen Unternehmergeist ausmacht. Ein altmodisches Mindset, das in die Zukunft weist. Und die Studie der Credit Suisse zeigt: Es funktioniert.
Müssen wir uns also rückbesinnen auf altmodische Unternehmerwerte? Ich glaube, diese Rückbesinnung – in abgewandelter Form – hat längst begonnen.
Die neue Leistungskultur: Arbeit muss einen Wert haben.
Meine Erfahrung in den letzten Jahren ist: Für die jüngeren Leute ist die extrinsische Motivation über schnellen Gewinn, über Geld überhaupt, nicht mehr so wichtig. Natürlich möchten auch sie die finanziellen Mittel haben, um ein gutes Leben zu führen. Aber noch wichtiger ist ihnen die intrinsische Motivation: Sie möchten etwas tun, in dem sie einen Sinn sehen, sie möchten etwas bewirken, einen Impact haben. Dazu gehört auch: die Weichen für eine bessere Zukunft zu stellen. Gehört oft nachhaltiges Wirtschaften, um die Ressourcen der Erde zu schonen
Es geht ihnen nicht um Macht und Statussymbole, sondern darum, in ihrer Arbeit einen Wert zu sehen. Und in ihrer Arbeit wertgeschätzt zu werden. Sie möchten eine Unternehmenskultur, in der sie sich aufgehoben fühlen. Möchten (eigen-) verantwortlich handeln können, unabhängig sein.
Was die jungen Menschen heute unter Leistungskultur verstehen, ist dem Mindset in Familienunternehmen sehr ähnlich. Und ich finde das sehr gut. Es ist eine gute Entwicklung. Aber es ist kein ‚Rückbesinnen‘ auf überkommene, altmodische Werte. Es ist ein Neuanfang.
Ihr Markus Hotz