Pling. Eine WhatsApp-Nachricht von einem Kunden: „Heute hatte ich mal wieder Zeit, Zeitung zu lesen. Aber mir ist die Lust vergangen: Nur negative Berichte, nur Angstmacherei!“
Und ich schrieb zurück: „Fokussiere lieber auf das, was wir erreichen wollen.“
Das ist aus meiner Sicht eine der grössten Herausforderungen, vor der Sie mit Ihrem Unternehmen heute stehen: sich nicht vom Zeitgeist mitreissen zu lassen, sondern selbst zu bestimmen, wie Sie die Welt sehen. Kritisch selbst zu denken statt sich unkritisch von anderen sagen zu lassen, wie die Welt ist.
Denn eines ist sicher: Unsere Welt ist komplex. Und die einfachen Antworten, die Sie überall bekommen, helfen Ihnen nicht dabei, gute Entscheidungen zu treffen. Aber um andere Antworten zu entwickeln, müssen Sie lernen, gewisse Dinge anders zu betrachten.
Kritisch denken lernen
Sie müssen zum Beispiel lernen, sich darüber klar zu werden, was Sie wie beeinflusst. Was davon positiv ist und was negativ. Und auch, was Sie daran hindert, handlungsfähig und motiviert zu bleiben, Ihre Zukunft und die Ihres Unternehmens positiv zu gestalten.
Denn es ist an Ihnen zu überlegen, welche Zukunft Sie denn wollen. Ich bin davon überzeugt, dass die Komplexität, der Ihr Unternehmen gegenüber steht, bewältigbar ist, wenn Sie dem kritischen Denken Raum geben. Hier treffen sich die Mega-Trends Wissen und Individualisierung: Wenn auch Ihre Mitarbeitenden diesen Raum für kritisches Denken bekommen und nutzen, erschliessen Sie dem Unternehmen ein grosses Potenzial.
Das wird zu Debatten führen, Sie werden einen gemeinsamen Weg ausloten müssen. Aber auf diese Weise nehmen Sie Ihre Mitarbeitenden mit in die Zukunft, die Sie gemeinsam haben wollen und für die Sie sich gemeinsam einsetzen. Mit Angst, Druck und Manipulation erreichen Sie das nicht.
Handeln aus der Zukunft ableiten
Haben Sie im Unternehmen über die Kultur eines kritischen Denkens eine gemeinsame Vorstellung, wo Sie morgen stehen wollen, können Sie aus dieser Haltung Ihr Handeln ableiten – und das ist ein grosser Wettbewerbsvorteil. Denn wer unkritisch denkt, leitet sein Handeln aus der Vergangenheit ab. Nachdem sich aber die Dinge heute so schnell ändern, können Sie auf die Art bald keinen Erfolg mehr haben.
Allerdings brauchen Sie für diese Haltung ein anderes mentales Modell. Dieses andere Modell meinte ich, als ich die WhatsApp-Antwort an meinen Kunden schrieb. Denn es ist so: Unser Gehirn kann nicht unterscheiden zwischen Realität und Fiktion. Wenn in der Zeitung steht, das alles ganz furchtbar ist, dann glaubt es, dass es so ist, und gerät tief in negative Emotionen.
Die Wirklichkeit neu denken
Die Kunst dieses anderen mentalen Modell ist es, dass Sie sich mit kritischem Denken selektiv eine positiv belegte Wirklichkeit gestalten. Die erlaubt es Ihnen, eine attraktive Vision für sich und andere zu entwickeln. Das heisst natürlich nicht, dass Sie die Fakten ausser Acht lassen. Sie lassen sich nur bei der Interpretation nicht von der Masse beeinflussen, sondern denken selbst kritisch darüber nach.
Studien zeigen, dass wir Menschen dazu neigen, mit der Mehrheitsmeinung zu gehen, weil wir dazu gehören wollen. Wenn alle sagen, dass fünf plus fünf elf ergibt, dann fällt es uns schwer, uns mit der Gegenmeinung „zehn“ zu exponieren. Aber ich denke, das ist die Leistung, die von uns in der Zukunft gefordert ist: kritisch zu denken, in allen Lebenslagen.
Ihr Markus Hotz