„Vielleicht habe ich ja unrecht? Vielleicht bin ich es, der umdenken muss? Der die Informationen, die ihm vorliegen, neu bewerten sollte? Oder nach anderen Informationen suchen? Ja, vielleicht sollte ich einsehen, dass ich nicht im Besitz der Wahrheit bin – und dass Zweifel gut sind …“ – Wann haben Sie in den letzten Jahren aus den Reihen der Politik oder der Experten etwas in der Art gehört? Und gedacht: Ja, derjenige meint das so … Wer ist Ihnen als Politiker oder Experte in entscheidender Funktion als eine Persönlichkeit im Gedächtnis, die daran zweifelt, dass schwarz und weiss gut sei? Dass zum Beispiel ein anderer Umgang mit der Pandemie besser sein könnte …
Nun, vielleicht bin ich es, der falsch liegt – und die Frauen und Männer an der Macht, die mit ihren politischen Entscheidungen unser Leben, unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft entscheidend prägen, haben recht. Aber ich sage es dennoch: Die politischen Entscheidungen und zum Teil einseitige Expertenmeinungen zerstören die Kreativität, die Individualität – und damit das gute Zusammenleben im Allgemeinen und das Unternehmertum im Besonderen.
Im Besitz der Wahrheit
Die Richtung, welche die Politik eingeschlagen hat, läuft auf eine immer stärkere Zentralisierung von Entscheidungen hinaus.
Dadurch werden Entscheidungen von denen getroffen, die am weitesten vom Geschehen entfernt sind. Dadurch werden Entscheidungen immer weniger auf demokratische Weise getroffen, denn nur noch wenige sind an den Entscheidungsprozessen beteiligt.
Was in meinen Augen diese Prozesse der Zentralisierung noch gefährlicher macht, ist: Die Entscheider an den zentralen Schalthebeln glauben, im Besitz der Wahrheit zu sein. Wer anders denkt, wer zweifelt, muss von der Wahrheit überzeugt werden – oder durch Angst und Zwang gefügig gemacht werden.
Teile und herrsche
Es gibt nur eine Wahrheit, was das Impfen, die Quarantäne, das Home-Office, die Kontakte zu anderen Menschen angeht. Wer anders denkt, anderes sagt, steht ausserhalb des Akzeptablen. Es gibt nur schwarz und weiss. Zwischentöne sind out.
So gilt im Moment vielerorten das Prinzip „teile und herrsche“: Positionen, Denkarten, Meinungen, Haltungen, Gruppen, Individuen werden von der Politik und den Leitmedien ausgegrenzt, vom Rest abgespalten.
Die Haltung, mit der Politik betrieben wird, die sich die Angst der Menschen zunutze macht und die im Zwang ihr Heil sucht, forciert die Spaltung. Die Wucht, mit der die Leitmedien das Thema Corona behandeln, sodass es scheinbar kein anderes Thema mehr gibt, verstärkt diese Effekte noch.
Was auf der Strecke bleibt, ist die Individualität. In so einem Setting ist es vorbei mit „own your mind“, denn über das eigene Denken, das kritische Denken, wachen die Wächter der Wahrheit. Für ein Denken, das auf Angst, Zwang und alleiniger Wahrheit aufbaut, ist Individualität eine Gefahr.
Wenn Sie anders denken, wenn Sie Zweifel an bestimmten Massnahmen anmelden – dann sind Sie eine Gefahr. Wenn Sie sagen, sinnvolles Wirtschaften ist nicht möglich, wenn Sie als Unternehmer durch Überregulierung, durch das Hin und Her von Massnahmen am Unternehmen gehindert werden, wenn die Zwangsmassnahmen Ihnen ein erfolgreiches Business unmöglich machen – dann sind Sie eine Gefahr.
Weil Sie dann zu den Bösen gehören, zu denen, die sich nicht der Wahrheit beugen wollen. Die Frage ist nur, wessen Wahrheit …
Starke Individuen
Corona ist eine schlimme Sache, das weiß ich aus eigener, persönlicher Anschauung. Hier möchte ich nichts verharmlosen. Ich möchte auch nicht die Gefahr von Impfungen (auch das aus eigener Anschauung) verharmlosen. Und schon gar nicht die Gefahr für uns alle, die von einer prinzipiellen Unsicherheit ausgeht, die das Leben ausmacht.
Aber Sie und ich werden mit dieser prinzipiellen Unsicherheit nicht klarkommen, wenn wir uns stur an Regeln halten, uns dem Zwang fügen oder Zwang ausüben.
Ein solches einer einzigen, unveränderlichen Wahrheit verhaftetes Denken, das leider derzeit forciert wird, sorgt dafür, dass Sie die Grundlage erfolgreichen Unternehmertums verlieren: Erfolgreiche Unternehmer denken in Möglichkeiten, sie denken von der Zukunft her, sie stellen Hypothesen auf, um ihr Unternehmen strategisch auszurichten, sie sind geistig flexibel. Sie sind kreativ, um sich in einer Welt der Unsicherheit und Unwägbarkeiten zurechtzufinden.
Wir brauchen Mut
Sie sind starke Individuen, worunter ich verstehe, dass sie eine ausgeprägte Rumpfstabilität haben, dass sie also Zweifel aushalten, Zweifel suchen, weil diese für festen Stand durch Flexibilität sorgen. Sie wissen, wie wichtig die Zusammenarbeit starker Individuen für den Unternehmenserfolg ist (hierzu mehr in meinem nächsten Blog) – ohne Zwang, Spaltung, ohne Schwarz-Weiß-Denken, das jede Zusammenarbeit und damit auf gesellschaftlicher Ebene das Zusammenleben torpediert.
Vielleicht irre ich mich. Aber ich finde, wir leben in einer Zeit, die von uns fordert, unser Hirn wirklich zu nutzen und in Zwischentönen zu denken. Sie und ich sollten, um im Sinne von „own your mind, own your business“ zu agieren, nicht der Versuchung erliegen, auch zu „teilen und zu herrschen“. Sondern vielmehr den Mut haben, uns auch in andere Welten einzuklinken, die Welt der Menschen, die anders denken – auch den Mut zu haben, uns zu irren.
Ihr Markus Hotz